Ja zur Schaffung von neuem preisgünstigem Wohnraum, aber Kritik an geplanter Verlagerung des Sperrbezirks in den Industriehafen
Die Fraktion LI.PAR.Tie. begrüßt es grundsätzlich, wenn neuer Wohnraum in großer Zahl entstehen soll. Preisgünstige familiengerechte Wohnungen in Geschossbauweise werden besonders in zentralen Stadtteilen benötigt. Die Lupinenstraße wäre aufgrund ihrer sehr guten Verkehrsanbindung an alle Verkehrsmittel bestens dafür geeignet. Dass die GBG die Entwicklung übernehmen soll, ist unsererseits sehr erfreulich.
Allerdings haben wir noch viele Fragezeichen bei diesem Projekt.
So erscheint uns die Zahl der geplanten Wohneinheiten in dieser kleinen Straße etwas zu hoch gegriffen. In diesem Bereich stehen derzeit etwa 20 Gebäude. Künftig müssten selbst bei Neubauten an gleicher Stelle jedes Gebäude im Durchschnitt 20 Wohneinheiten umfassen, um auf die 400 zu kommen. Dadurch, dass sie familiengerecht sein sollen, besteht ein höherer Flächenbedarf.
Auch die konkrete Abwicklung wie bspw. Ankauf durch GBG, Abriss, Neubau und die dadurch entstehenden Kosten für die GBG bzw. Stadt sind noch unklar. Einen ganze Straße auf einen Schlag neu zu entwickeln dürfte selbst die GBG vor große Herausforderungen stellen.
Ein großer Kritikpunkt unserer Fraktion ist jedoch die geplante Verlagerung der Prostitution in die Bonadiesstraße. Prostitution ist in Deutschland ein legaler Beruf und sollte daher nicht an den Stadtrand in den Industriehafen verlagert werden, wo sich der Betrieb in einem einzigen Gebäudekomplex konzentrieren würde. Die Sexarbeiterinnen würden im Gegensatz zur Lupinenstraße in der Neckarstadt-West keiner sozialen Kontrolle mehr unterliegen. Der Weg von der Bonadiesstraße zu Bahnstationen oder zu den Einrichtungen des Stadtteils würden sich enorm verlängern und über verlassene und schlecht beleuchtete Wege führen. Sie wären also nicht nur stadträumlich, sondern auch gesellschaftlich noch weiter an den Rand gedrängt. Zudem könnten Zwangsprostitution und andere Formen illegaler Prostitution schlechter kontrolliert werden. Daher halten wir die Verlagerung des Sperrbezirks in den Industriehafen für keine gute Idee.