Der Gemeinderat möge beschließen: Auf dem Gebiet der Stadt Mannheim werden Treibjagd, Drückjagd und Schleppjagd untersagt. Das gilt auch für die sogenannte Hubertusjagd.
Begründung:
Alljährlich rund um den 3. November, dem Namenstag des heiligen Hubertus, finden an vielen Orten in Belgien, Frankreich und Deutschland, so auch in Mannheim, Hubertusmessen zu Ehren der Jagd statt. Anschließend gehen die Jagdgesellschaften mit kirchlichem Segen auf Hubertusjagd, die in Mannheim in der Regel als Schleppjagd veranstaltet wird. So auch dieses Jahr am 7. November. Am 10.11.2021 überschrieb der Mannheimer Morgen seinen Bericht über die Hubertusjagd zu Pferd im Dossenwald: „Großer Spaß für Mensch und Tier“ – dabei ist wohl auszuschließen, dass die Schleppjagd für die Tiere einen großen Spaß darstellt.
Die Treib- und Drückjagd dient entgegen allen Behauptungen nicht der Hege und Pflege des Waldes und dem Gleichgewicht der Natur. Überpopulationen an Wildtieren wie Hasen, Wildschweine und Rehe regulieren sich selbst, was in einigen großen Nationalparks u.a. in Italien und der Schweiz durch wissenschaftlich begleitete Jagdverbote belegt ist, oder werden durch die Forstbehörden mit gezielten Maßnahmen reguliert. Treib- und Drückjagden sowie Schleppjagden sind reine Spaßveranstaltungen, die häufig mit Hundemeuten das Wild ohne Unterscheidung der einzelnen Arten auf breiter Front hetzen und bei Treib- und Drückjagden sogar erlegen. Bei Schleppjagden wie der Hubertusjagd im Dossenwald werden Wildtiere aufgescheucht und verfallen in Panik, auch wenn nicht gezielt nach ihnen gejagt wird. Das entspricht nicht den Ansprüchen an Natur- und Tierschutz, wie wir sie von der Stadt Mannheim erwarten.
Die Hubertusjagd geht auf den heiligen Hubertus von Lüttich zurück, dem der Legende nach bei der Jagd ein Hirsch mit einem strahlenden Kreuz zwischen dem Geweih begegnete, aus dem die Stimme von Jesus sprach: „Hubertus, warum verfolgst du mich?“ Daraufhin kniete Hubertus vor dem Hirsch nieder und ließ für immer das Jagen sein. Die Legende weist also darauf hin, dass sich Jagd und Christentum nicht vertragen. Doch anstatt den heiligen Hubertus zum Schutzpatron der Tiere zu machen, ernannte die Kirche ihn zum Patron der Jäger.
Bis heute werden die Hubertusmessen von beiden großen Konfessionen veranstaltet. Diese sollten sich auf ihre ethischen Ansprüche besinnen und dem Jagen aus Spaß nicht mehr ihren Segen erteilen. Die Hubertusmessen und Hubertusjagd haben in Deutschland auch keine lange Tradition, sondern wurden erst in den 1950er Jahren aus Belgien und Frankreich „importiert“. Die Einstellung zumindest der Hubertusjagd würde keinen Verlust für die Natur und Kultur in Mannheim darstellen – im Gegenteil.