Die plötzliche vollständige Sperrung des Fahrlachtunnels für mehrere Monate ist ein weiterer schwerer Schlag für die Verkehrsinfrastruktur in Mannheim und in der gesamten Rhein-Neckar-Region. Besonders die Verkehrsströme zwischen Ludwigshafen, dem Mannheimer Süden und der südlichen Kurpfalz bis Heidelberg werden sich auf den wenigen Ausweichstrecken stauen. Von zusätzlichem Lärm, Feinstaub und Stickoxiden wird neben Neckarau, Lindenhof und der Schwetzingerstadt auch der Innenstadtbereich betroffen sein. Wir kritisieren auch die Planungsfehler des Fahrlachtunnels und Versäumnisse in den vergangenen Jahren, die zu der Sperrung geführt haben. Umso wichtiger ist es nun, die Ausweichverkehre auf den leistungsfähigsten Entlastungsstraßen an den Wohnvierteln vorbei und auf die Autobahnen zu konzentrieren. Der Schaden für die Wohnbevölkerung in ganz Mannheim muss so gering wie möglich gehalten werden. Das gilt auch für die Quadrate.
Fressgasse und Kunststraße keine Ausweichstrecken für den Fahrlachtunnel
Die Innenstadt innerhalb des Stadtrings ist gänzlich ungeeignet, um Ausweichverkehre infolge der Tunnelsperrung ebenso wie der Ludwigshafener Hochstraßen-Sperrung und der Einschränkungen auf den Rheinbrücken aufzunehmen. Während der Sperrung der Konrad-Adenauer-Brücke hat sich gezeigt, dass die meisten Autofahrer*innen die Innenstadt durchquert haben mit entsprechenden Folgen für die Bewohner*innen und Besucher*innen des Einzelhandels und der Gastronomie. Fressgasse, Kunststraße und alle anderen Straßen in den Quadraten dürfen nicht mehr als Durchfahrtsstraßen angesehen werden. Deshalb liefert die Sperrung des Fahrlachtunnels, so ärgerlich und dramatisch sie ist, keinen Anlass für eine Verschiebung bzw. Aussetzung des Verkehrsversuchs Sperrung der Fressgasse und Kunststraße.
Es wird immer unerwartete Einschränkungen im Straßenverkehr geben – würde man auf all diese Rücksicht nehmen, könnte der Verkehrsversuch Innenstadt vermutlich nie durchgeführt werden. Die Sperrung des Fahrlachtunnels als einer leistungsstarken Hauptachse des Regionalverkehrs sollte im Gegenteil erst recht Anlass bieten, Fressgasse und Kunststraße zu sperren, um zu verhindern, dass sich Ausweichverkehre zwischen Ludwigshafen und dem Mannheimer Hinterland den Weg durch die Quadrate suchen. Der Durchgangsverkehr durch das Stadzentrum und die Stadtteile muss unterbunden werden, u.a. durch eine weiträumige Umleitung über die Autobahn 6. Die Sperrung des Fahrlachtunnels sollte vielmehr den Druck darauf erhöhen, über Alternativen im Mobilitätskonzept der Stadt Mannheim und der Rhein-Neckar-Region nachzudenken und die Verkehrswende voranzutreiben.
Nutzung von P&R, B&R und des ÖPNV fördern
Mannheim und die Stadtregion verfügen über ein gutes Nahverkehrsnetz. Insbesondere die Zug- und S-Bahn-Strecke zwischen Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg bietet ein attraktives und konkurrenzfähiges Angebot zum Pkw. Der Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsmittel entlastet sowohl die Straßen als auch die Pendler*innen. Auch das eigene Auto oder Fahrrad an einem Bahnhof oder einer größeren Straßenbahnstation abzustellen (P&R / B&R) und beide Verkehrsmittel zu kombinieren ist eine Möglichkeit, die nun offensiv beworben werden muss. RNV und DB müssen nun auch prüfen, wie kurzfristig Angebotsverbesserungen auf der Ost-West-Achse umgesetzt werden können. Gleichzeitig fordern wir auch von IHK, Einzelhandelsverband und anderen Kritiker*innen des Verkehrsversuchs, zur Nutzung von Alternativen für den eigenen Pkw zu werben. Mannheim und die Mannheimer Innenstadt sind trotz Sperrung des Fahrlachtunnels weiterhin erreichbar, nur eben besser mit Fahrrad und ÖPNV.